Nachdem der ausführliche Check sämtlicher Wetterprognosen ein Schönwetterfenster für Südtirol ergab, war klar, dass dies genutzt werden musste. Gesagt, getan. Am 19.08. startenen wir in Richtung Sellapass, wo wir am Folgetag bei angenehmen 10 Grad in der Südwand des Piz Ciavazes die „Via le moto dal Sella“ kletterten. Mit den Gedanken war ich jedoch die gesamte Tour über bei meinem eigentlichen Vorhaben, und zwar der Hasse Brandler in der großen Zinne Nordwand.
Nachdem wir zufrieden am Ausstieg des Ciavazes saßen, eröffnete ich Patrick meinen Tourenvorschlag für den folgenden Tag. Nach kurzer Skepsis hinsichtlich der Hasse Brandler zeigte Paz sich jedoch euphorisch und somit war die Tourenplanung auch schon abgeschlossen.
Beim Abstieg wurde der Turbo eingelegt, da uns noch eine 2-stündige Autofahrt auf die Auronzo-Hütte bevorstand.
Nachdem wir unseren Gaskocher am Misurinasee aktieviert, und uns ein Festmahl (bestehend aus Nudeln und Pesto) zubereitet hatte, gings auch schon weiter zum Parkplatz vor die Hütte.
Am 20.08. läutete uns der Wecker pünkltich um 05:00 Uhr aus den Federn unseres Daunenschlafsacks. Trotz anfänglichen Kälteschocks stieg die Motivation sekündlich.
Nach einem kurz gehaltenen Frühstück im Auto begaben wir uns um 05:30 Uhr auf den Weg in Richtung Nordwand der großen Zinne.
Einstieg in die Hasse Brandler um 07:00 Uhr (2 Seilschaften vor uns, wobei die spanische Seilschaft nach 2 SL aufgrund der anhaltenden Kälte abbrach).
Um 20:00 Uhr erreichten wir letztendlich das ersehnte Ringband. Ein Biwak wäre zwar vernünftig gewesen, jedoch beschloss ich einstimmig, den Abstieg über den Normalweg anzutreten, da mir dieser bekannt war und ich einem Biwak aufgrund der bevorstehenden Temperaturen aus dem Weg gehen wollte.
So seilten wir Seillänge um Seillänge im Licht unserer Stirnlampen ab (was in diesem Gelände einiges an Zeit kostete) und wir erreichten schließlich um 01:30 Uhr den Parkplatz (Auronzohütte).
Definitiv ein weiters Abenteuer in den Nordwänden dieses mystischen, jedoch wunderschönen Gebirgsstockes, welches uns beiden mit Sicherheit ewig in Erinnerung bleibt.
Facts Hasse Brandler
- UIAA: 8+ (8/8+)
(eine Seillänge, Ausdauerproblem), Stellen VIII und VIII-, anhaltende Passagen im 7. Grad – nur obenraus ein wenig leichter, dafür steckt dort aber kaum noch etwas) - Wandhöhe: 580m
- Exposition: Nord
- Erstbegehung durch Dieter Hasse, Lothar Brandler, Jörg Lehne und Siegi Löw vom 6. bis 10.07.1958 nach Vorarbeiten.
1. Rotpunkt-Begehung: Kurt Albert und Gerold Sprachmann 1987
1. Freesolo-Begehung durch Alexander Huber am 01.08.2002 - alpiner Charakter
- Ausrüstung: Stopper, Friends bis Gr. 3, viele Expressschlingen
- Einstieg: Bei einer Verschneidung links eines Pfeilers am Beginn des rechten Wanddrittels (Grenze von grauem und gelbem Fels im unteren Teil).
07:00 Uhr am Einstieg der Hasse.
Die Daune war definitiv nötig 🙂
Treppendach